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2. Juli 2007

Kreuz und Zwillingkogel

(gepostet im Bereich Berg)

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Schon fein, wenn der Urlaub gleich mit einer Kaltfront und Schneefall auf 2000 Meter beginnt… So verschiebe ich die Durchquerung der Karnischen Alpen und bleibe in den Nördlichen Kalkalpen, bis endlich Wetterbesserung eintritt. Die Wettervorhersage für den Nordstau ist ja gar nicht so schlecht.

Um 0650 starte ich beim Almtalerhaus. Es ist zwar bedeckt aber angenehm warm und die Gipfel sind frei. Die Schermbergnordwand ist immer beeindruckend. Nur vom Hochplattenkogel ziehen immer wieder Wolkenfetzen herein und verhindern den Blick in die Ackergrube. Der Forststraßenlatscher zurück zur Talstation der Materialseilbahn ist zwar nicht besonders prickelnd, aber so werden wenigstens die Muskeln warm bevor man tüchtig Höhenmeter schindet.

Die Straße hinter sich lassend, erreicht man nach einigen Minuten eine Schotterriese in der sich der Weg in Serpentinen emporschlängelt. An der Basis findet man das /Eberrauten-​Greiskraut (Senecio abrotanifolius), leicht erkenntlich an den fiederschnittigen Stängelblättern die gerade mal ein bis zwei Millimeter breit werden. Ein bisschen oberhalb blühen dann zurzeit /Blaugrüner Steinbrech (Saxifraga caesia), /Kriechendes Gipskraut (Gypsophila repens) und /Ästige Graslilie (Anthericum ramosum ) zusammen mit ein paar Buschen /Almrausch (Rhododendron hirsutum). Leider wird es durch zunehmende Bewölkung immer dunkler und für geniale Makros ist einfach zu wenig natürliches Licht vorhanden.

Und freilich beginnt es dann auch noch zu regnen. Am Jausenstein, wo Kyrill massive Schäden hinterlassen hat, bin ich noch recht unschlüssig wie die weitere Tour verlaufen soll. "Wos soits", denk ich mir. "Schaunma hoid nur gach auf a Seidl in die Wösahittn".

Mitten in der Regenwolke beträgt die Fernsicht gerade mal 20 Meter und es ist irgendwie seltsam still, da der Nebel sämtliche Geräusche regelrecht verschluckt. Nach den letzten /Lärchen (Larix decidua) beginnt eine große Schotterriese. Hier ist's botanisch wieder recht lohnend, da hier viele Schuttspeziallisten wachsen. /Alpen-​Leinkraut (Linaria alpina) und /Schild-​Ampfer (Rumex scutatcus) findet man in solchen Gesellschaften recht häufig. Hier kommen noch /Schwarzrandige Schafgarbe (Achillea atrata), /Alpen-​Gänsekresse (Arabis alpina) und /Alpen-​Gämskresse (Pritzelago alpina). Auch ein großer Bestand der /Dunklen Glockenblume (Campanula pulla) und /Zwerg-​Glockenblume (Campanula cochleariifolia) ist hier zu finden.

Nach der Leiter findet man nun die ersten Steinbrecharten. An feuchten Stellen tummeln sich hier /Fetthennen-​Steinbrech (Saxifraga aizoides) und /Rundblättriger Steinbrech (Saxifraga rotundifolia).

Und plötzlich als ich gerade dabei bin eine mir unbekannte Berufskraut (Erigeron)-​Art zu dokumentieren, lichtet sich Nebel und gibt eine herrlichen Blick auf die umliegenden Gipfel frei. Vom Kreuz bis zum Schermberg und hinaus zum Zwölfer (in der Sonne) ist alles gut zu erkennen. Tja das Glück belohnt den entschlossenen Bergfexen . Die Sonne ist zwar noch von einem hohen Wolkenschleier verdeckt, trotzdem riskier ich's mal die Sonnenbrille auszupacken.

Wo der Weg einen scharfen Rechtsknick hinüber zur Welser Hütte macht, halte ich mich links und folge dem gut ersichtlichen, aber unmarkierten Weg in die Ackergrube, wo das Wegerl unterhalb des Apfelplan hinüber zur Arzlochscharte verläuft.

Als dann schon ab und zu die Sonne (vulgo Lisi) hervorlugt, trau ich fast meinen Augen nicht. Soweit das Auge reicht ist der schottrige und offensichtlich feuchte Geröllhang mit /Alpen-​Schnittlauch (Allium schoenoprasum ) vollgepflastert. Ab und zu sind auch reinweiße Specimen daruntern. Mit einem derartigen massiven Bestand hätte ich nicht gerechnet, dachte die Wurzeralm wäre hier schon einzigartig. Dazwischen wachsen hier lockere Rasen der Österreichischen Miere (Minuartia austriaca) und noch weitere mir unbekannte /Nelkengewächse (Caryophyllaceae) die ich auf "die Gache" nicht bestimmen kann.

Gemütlich wandere ich in Richtung Arzlochscharte und genieße dabei die steilen Blicke hinauf zum Priel und hinüber zum Schermberg. Kurz nach dem das Wegerl in einen Schotterhang überläuft, führt links ein Felsband mit optimaler Steigung zwischen den Latschen hindurch auf die freie Grasfläche entlang des Südgrates hinauf zum Kreuz.

Und diese Wiese ist quasi die Krönung der Tour. Sehr viele /Kohlröschen (Nigritella) blitzen mit ihren dunkelroten Blütenständen hervor. Rasch bemerke ich, dass die Pflanzen hier sehr vielgestaltig sind und da hier auch einige /Wohlriechende Händelwurz (Gymnadenia odoratissima) wachsen, dürfte die Hybridisierung in vollem Gange sein. An Orchideen gedeihen hier die typischen Arten der Bergwiesen: /Weiße Höswurz (Pseudorchis albida) und /Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride) die, da gut getarnt, leicht zu übersehen ist. Am Grat meine ich das Holunder-​Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina) entdeckt zu haben, was ich aber noch genauer untersuchen muss, da in Oberösterreich nur ein Standort am Schwarzkogel/Hengstpass in der Literatur angegeben wird. Sonst ist die Wiese mit /Berg-​Spitzkiel (Oxytropis jacquinii) und /Thymian (Thymus) vollgepflastert. /Alpen-​Glockenblume (Campanula alpina) und /Alpen-​Nelke ( Dianthus alpinus) gibts auch. Auf jeden Fall ist die Artenvielfalt bemerkenswert. Ich brauch unbedingt noch ein Notizbuch, damit ich nicht alles wieder vergesse. Oder gleich mal einen rein botanischen Trip mit Literatur einlegen?

Entlang des Südgrates nutzt man die feinen Rasenbänder zum eigentlich Gratverlauf und wandert unschwer hinauf zum Gipfelbereich des Kreuz. Am Grat herumturnen tue ich sowieso immer gern, wobei dieser eigentlich recht breit und wenig bis gar nicht ausgesetzt ist. Wanderer habe ich nun schon lange keine mehr gesehen und die einzigen Begleiter sind einige recht misstrauische /Gämsen (Rupicapra rupicapra). So stelle ich mir eine geniale Bergtour vor! Einsam und landschaftlich atemberaubend. Der Rundblick vom Kreuz ist wunderbar und auch recht ungewohnt. Unter mir ein riesiges Nebelmeer, mit einigen "Inselbergen" in der Ferne. Jaa versauern sollt ihr da unten. Hier oben scheint die Sonne! Gegenüber der Große Priel, wo sich einige Fexen um das Gipfelkreuz tummeln. Temlberg, Schermberg, Rotgschirr, Zwölfer,.. Das Tote Gebirge ist immer wieder wunderschön. Für den Aufstieg, inklusive einigen Fotosessions, benötige ich 4h30min, sind ja auch 1460 Höhenmeter.

Der Weg hinüber zum Zwillingskogel folgt den Steinmännern nordseitig hinunter in die Scharte und über Wiesen hinauf zum Gipfel (mit Gipfelbuch), den ich unschwer in 15 Minuten erreiche. An diesen windverblasenen Stellen können nur mehr polsterbildende Pflanzen dem Alpenklima trotzen. /Moschus-​Steinbrech (Saxifraga moschata), /Blattloser Steinbrech (Saxifraga aphylla) und /Rispen-​Steinbrech (Saxifraga paniculata) bieten dem Wetter Paroli.

Inzwischen ist es wunderbar sonnig, dennoch steigt die Wolkendecke merklich an, so dass die Welser Hütte nicht mehr zu erkennen ist. Um mein Glück nicht übertrieben zu strapazieren, flitze ich 1200 wieder retour zum sicheren Zwischenstopp. Hinunter zur Ackergrube nehme ich diesmal eine Rinne in der Nähe der Scharte die auf das Geröllband führt, wo ich vermutlich sehr rasch Höhenmeter vernichten kann. Eine trügerische Fehleinschätzung wie sich herausstellt. Das Geröll ist nicht tief genug um richtig die Fersen einzusetzen. So lande ich halt ein paar Mal am Hintern und opfere wieder einige Bluttropfen dem Berggeist der Prielgruppe.

Nach einer Stunde erreiche ich die Welser Hütte. Zu Mittag gibt's ein scharfes Gulasch (kein Wunder; eingelegte Chilis zieren den Ofensims) und Eggenberger Bier. Mmmm. Aber wie kann man in Oberösterreich bloß Stiegl ausschenken *g*.

Die Sicht beträgt bei meinen Aufbruch von der Hütte wohl gerade 10 Meter. Trotzdem ist es ungewöhnlich warm, wodurch Fast-​Dampfbad Klima entsteht. Nach einer flotten Stunde gelange ich wieder auf die Forststraße, von wo mich dann der Dauer-​Nieselregen 45 Minuten lang retour zum Almtalerhaus begleitet.

Fazit: Wunderschöne Tagestour, die durch Wetter und Datum einsam und abwechslungsreich war. Botanisch dürfte ich die Südflanke des Kreuz wohl optimal erwischt haben. Gscheid schön wars. Und lehrreich! Und a bissl anstregend wars auch ;)

Kommentare

mk schrieb am 03.07.2007 um 13:33

Danke für den Hinweis, Harry,
Supertour! Sowas hat man nicht alle Tage ;-)
Gruß von Marco

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