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22. Juli 2009

Herzog-Ernst-Spitze

(gepostet im Bereich Berg)

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BergfexingDadGegenAlteck.jpgzoomPicture

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Trotz der Höhe schlafe ich außerordentlich gut und wache erst gegen 0500 auf. Dad hat weniger gut geschlafen. In 3100 Meter erhöht der Körper den Herzschlag sehr ordentlich. Also drehe ich draußen vor dem Frühstück mal eine kleine Runde. Wieder hat sich bestes Bergwetter eingestellt. Kaum Bewölkung, kaum Wind und angenehme Temperaturen. Der Großglockner präsentiert sich bereits in all seiner Pracht und blinzelt gestochen scharf herüber. Um 0600 verputzen wir ein gutes Frühstück, wobei ich noch die Speckeier mit Hirschspeck loben möchte. Sowas gibt Kraft für dich nächsten Stunden. Der Hüttenwirt meint: "Hobts a Glück, dass da Föhn nu ned kumma is. Sonst hättma do 100km/h Böen!". In der Tat. Dad startet um 0700 sogar kurzärmlig. Der Abstiegsweg führt uns heute über den Gletscher, was etwas flotter klappt. Doch rasch merken wir, dass es in der zweiten Nachhälfte wohl sternenklar war. Die Spur ist etwas eisig und die Entscheidung Steigeisen anzulegen wir rasch getroffen. So klappt der Abstieg problemlos. Auch die recht steile Querung hinüber zum Gratweg ist mit Steigeisen überhaupt kein Problem. Im schönen Morgenlicht wird wieder ordentlich die heimische Bergwelt bewundert. Ich sag's noch mal: Ein optimales Tagerl!

Bei der Rojacherhütte unterhalten wir uns noch kurz mit dem Hüttenwirt bezüglich der Gletscherquerung. Man muss nur genügend Abstand zu den Trichtern halten und die Sache ist ungefährlich, da es hier keine Spalten gibt. Also folgen wir dem Weg 02 in die Niedere Scharte. Unter uns glitzert der grüne Gletschersee in der Morgensonne, die kräftig wärmt. Also lieber doch noch einmal mit Sonnencreme einschmieren. Sonnenhut tief ins Gesicht. Sonnbrille und Steigeisen montiert und wir spazieren flott über die Neuschneeauflage hinüber in aperes Gelände, wo wir auch wieder auf Markierungen treffen. Unterwegs brennt die Sonne ordentlich herunter. Der Wasservorrat im Camelbak schwindet rapide. Teilweise finden sich auch noch die Hagelreste von gestern, die inzwischen zu kleinen Würfel zusammengeschmolzen sind. Schaut interessant aus.

Die nächsten Höhenmeter in die Niedere Scharte verlaufen durch einen hochalpinen Garten. Da wir uns hier an der Nordseite befinden unterscheidet sich die Vegetation vom gestrigen Artenmix. Hier wachsen auffällig viele /Klebrige Primeln (Primula glutinosa). Teilweise in extrem dichten Beständen. Glücklicherweise ist ein Foto geruchsfrei, denn die Pflanzen verströmen einen intensiven Duft Marke "Pferdeharn". Der /Moos-​Steinbrech (Saxifraga bryoides) ist hier mit der polsterbildenden Hochlagenform der /Bayrischen Enzians (Gentiana bavarica var. subacaulis) vergesellschaftet. Das tiefe Blau dieser Enzianart zusammen mit dem Neuschnee ist schon einen prächtige Farbenkombination. Der /Gletscher-​Hahnenfuß (Ranunculus glacialis), der an der Südseite fehlte, wächst hier ebenfalls häufig. Am Rand eines kleinen Sees, finden sich etliche Granaten, die wie Rosinen im Gneisteig stecken. Die letzten Meter in die Niedere Scharte führen dann über Schneefeld. Hier würde der Gipfel des nahen Altecks locken, doch wir müssen unsere Kräfte sparen, liegen doch noch etliche Stunden Gehzeit vor uns. Etwas oberhalb der Fraganter Scharte legen wir dann nach 4h eine kurze Jausenpause ein. Die Szenerie ist ein bisschen ..hmm.. verrückt. Die Schilifte am Mölltaler Gletscher sind in Betrieb und einige Schifahrer wedeln gekonnt die einzig befahrbare Piste herunter. Hier in der Scharte zeigen sich die zwei Gesichter der Alpen. Nach Norden idyllische Bergwelt im Nationalpark (aber mit einigen Hütten), nach Süden ein industrialisiertes Gebiet mit Huchwurtenspeicher und Skianlagen. Mir gefällt's im Norden deutlich besser!

Die nächsten 200 Höhenmeter hinauf zur Herzog-​Ernst-​Spitze sind beschwerlich. Die körperliche Leistungsfähigkeit offensichtlich bereits nahezu ausgeschöpft. In jeder Kehre muss ich verschaufen und bestimme die hiesigen Pflanzen. Bemerkenswert sind die sehr großen Pölster des /Stängellosen Leimkrauts (Silene acaulis), in denen sich viele Polstergäste eingenistet haben. Obwohl ich den Rucksack eigentlich nicht schwer finde, ist jeder Schritt bergan anstrengend. Auf der Herzog-​Ernst-​Spitze mit 2933 Meter, muss ich dann länger rasten. Wir überlegen noch kurz ob wir das Schareck besteigen sollen. Doch in meiner aktuellen Verfassung würden wir wohl auch ohne Rucksack hin und retour etwa 3 Stunden veranschlagen. Also entscheiden wir uns gegen eine Schareckbesteigung und kraxeln über den Pröllweg zum Niedersachsenhaus. Dieser Gratweg ist wirklich genial. Schön schmal, luftig und sehr aussichtsreich. Und mit abnehmender Höhe kehren wie üblich meine Kräfte zurück. Die Stimmung bessert sich und die Kraxlerei macht wieder so richtig Spaß. Wenn man den Grat bis zum Niedersachsenhaus betrachtet, kann man eigentlich gar nicht glauben, dass hier ein gangbarer Pfad existiert. Toni und Martin hat es hier letztes Jahr bei starkem Sturm fast vom Grat "gwachelt". Heute ist es fast windstill, dafür "brennt die Sun gscheid ins Gnack". Im letzten Drittel des Pröllweges ändert sich schlagartig die Vegetation. Plötzlich wachsen hier Kalkzeiger wie die /Netz-​Weide (Salix reticulata), /Alpen-​Süßklee (Hedysarum hedysaroides). Hoppla, ein weißblütiger Hülsenfrüchtler wächst hier auch. Schaut nach Alpen-​Spitzkiel (Oxytropis campestris subsp. tyroliensis) aus, aber hierzu brauch ich noch eine zweite Meinung. Aber offensichtlich dürfte hier etwas Kalkglimmerschiefer durchziehen.

Erschöpft treffen wir in der Mittagshitze am Niedersachsenhaus ein. Ein guter Radler päppelt uns wieder auf. Und endlich mal kein Stiegl-​Bier mehr ;). Das Haus, am Grat zwischen Rauriser-​ und Gasteinertal, liegt zwar auf rund 2400 Meter, trotzdem ist es bei unserem Aufbruch um 1300 brutal heiß. Der schattenlose Abstieg nach Kolm-​Saigurn ist somit eine Strapaze. Erst unterhalb der Durchgangalm bei einem Bach finden wir etwas Abkühlung. Der letzte Weg zum Parkplatz verläuft dann durch einen urigen Fichtenwald mit vielen Heidelbeeren. Dazwischen finden sich unzählige Tümpel mit, durch gelöste Huminstoffe, rotbraun gefärbtem Wasser. Schließlich trudeln wir um 1530 bei 29°C am Parkplatz ein.

Fazit: Genialer und abwechslungsreicher Hochtourenauftakt. Durch den Neuschnee und der üppigen Vegetation ergaben sich wunderschöne Eindrücke. Wer weis, ob man dies noch einmal so erwischt? Aber es war auch hart. Das fehlende Höhentraining (vielleicht war der Schlaf auf 3100m doch nicht so erholsam) machte sich am zweiten Tag bemerkbar. Insgesamt 13 Stunden Gehzeit bei 2200 Meter Anstiegen sind vorerst eine gute Basis für die nächsten 3000er. Am Programm: das Große Wiesbachhorn.

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