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28. Juni 2009

Predigerstuhl

(gepostet im Bereich Botanik)

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Bei eher bescheidenem Wetter starten wir um 0815 beim Erlacherhaus mit gezückter Regenausrüstung. Heute wieder mit dabei: Ein Regenschirm. Zu Beginn wandern wir entlang der Forststraße zur Erlacher-​Bock Hütte. Unser erster Exkursionsstop führt uns zu einem Kalk-​Quellmoor kurz oberhalb des Erlacher Hauses, das von Professor Hartl fachkundig erläutert wird. Da Moore und feuchte Wiesen von mir bis heute sträflich vernachlässigt wurden, gibt's hier auch für mich etliche faszinierende Neuigkeiten. Interessant ist das Zusammenspiel der diversen Seggen (Carex). So ergibt sich hier ein nettes Mosaik aus Braunseggen-​Sumpfgesellschaften (Caricetalia nigrae) bzw. Wiesenseggen-​Gesellschaften (Caricetalia davallianae) Auch der /Sumpf-​Baldrian (Valeriana dioica) war mir bis dato unbekannt.

In der anschließenden Weide, einem Bürstlingrasen (Nardetum), erläuterten Professor Peer und Hartl die Problematik rundum die Überweidung, wobei auch die EU-​Weideprämien eine wichtige Rolle spielen. Für /Bürstling (Nardus stricta) und /Weißem Germer (Veratrum album) findet eine Selektion durch das Vieh statt, da die Pflanzen nicht gefressen werden. Beide Arten dominieren die Fläche, wodurch die Weide immer mehr an Qualität verliert. Als plötzlich ein großer Fahrzeugkonvoi passiert und quasi das Fahrverbot in der "Kernzone" ignoriert, wird Professor Hartl kurz etwas grantig. Die Angelegenheit löst sich aber flott in Wohlgefallen auf, da es sich bei der Truppe um Bergrettungsmänner handelt, die eine Übung abhalten.

Während des Aufstiegs beginnt es immer wieder zu tröpfeln. Aber mein braver Schirm leistet diesbezüglich ausgezeichnete Dienste. Immer Goretex an/ausziehen war gestern schon ein bissl fad. In der Weide kurz vor der Hütte gedeihen viele /Schwarze Kohlröschen (Nigritella nigra). Aber bei fehlendem Licht sind die Fotos eher von der dunklen Sorte. Und mit Blitz schauens auch nicht besonders nett aus. Wir verlassen die Forststraße und ein feines Wanderwegerl führt uns hinauf in die Erlacher-​Bock Scharte, genau in das Grenzgebiet zwischen Kalk (feinkristalliner, heller Dolomit) und Gneis (Pfannock-​Orthogneis). Hier wurde früher auch Hämatit abgebaut, wovon die Abraumhalden zeugen. Aus botanischer Sicht ist dieses Platzerl natürlich wunderbar, auf kleinstem Raum maximale Diversität. So befindet sich ein Schneefeld genau an der Grenze. Auf Kalk trifft man die /Alpen-​Soldanelle (Soldanella alpina) und ein paar Schritte weiter auf Gneis die /Zwerg-​Soldanelle (Soldenalla pusilla). Witzigerweise wachsen aber auch auf der Hämatithalde typische Kalkpflanzen wie die /Netz-​Weide (Salix reticulata). Hier könnte ich schon einige Stunden rumstrawanzen!

Nach einer kurzen Pause zückt Professor Peer den Spaten und startet "Aktion Maulwurf". Genauer gesagt: Das Graben eines Bodenprofils auf Kalk als auch auf Silikat. Für mich absolutes Neuland und teilweise versteh ich bei den Horizonten echt nur mehr Bahnhof. Aber nach einiger Zeit offenbaren auch Begriffe wie /Tangelrendzina und alpiner /Pseudogley ihre Bedeutung und werden im Harry-​Hirn gespeichert. Bodenkunde ist zwar nicht so cool wie Botanik, lässt sich aber prima kombinieren.

Von der Scharte aus wandern wir weiter zum Gipfel des Predigerstuhls, der aus Kalk besteht. Im Gipfelbereich befindet sich ein schöner Polster-​Seggenrasen (Firmetum). Für mich als Oberösterreicher eigentlich ein gewohnter Anblick, aber an diesem Standort kommt noch etwas Besonderes hinzu: Das rosa blühende /Dolomiten-​Fingerkraut (Potentilla nitida), als einstrahlendes Element der Südalpen. Leider lädt das Wetter nicht zu einer gemütlichen Gipfelrast ein. Regen und Wind werden schön langsam etwas lästig. Die Wanderschilder mit "Gipfel der Genüsse" sollten eher in "Gipfel der Güsse" geändert werden. Am Rand der Zunderwand wandern wir westlich, wobei ich einen kurzen Abstecher in eine frisch ausgeaperte Senke unternehme. Aber hallo, was wächst denn hier? Eine Korianderblättrige Schmuckblume (Callianthemum coriandrifolium). Meine erste Sichtung dieser Art überhaupt. Aber eine Attraktion jagt die andere. Im Bereich wo der Weg nach Süden umbiegt und etwas unterhalb der eindrucksvollen Zunderwand verläuft, blüht der /Burser-​Steinbrech (Saxifraga burseriana). Als wir den Kalkschutt hinter uns lassen, zeigt sich die Kalkflora von ihrer schönsten Seite. /Petergstamm (Primula auricula) und /Kalk-​Glockenenzian (Gentiana clusii) blühen gerade. In ungewohnter Anzahl findet sich hier auch der /Bastard-​Hahnenfuß (Ranunculus hybridus). Damit die Szenerie noch schöner wird, zeigt sich auch noch der ein oder andere Sonnenstrahl. Kurz überlege ich sogar, ob ich nicht die Sonnebrille aufsetzen soll. Nur nicht übertreiben Berger…

Bei einem Blaugras-​Horstseggenrasen (Seslerio-​Semperviretum) führen wir dann eine Pflanzenerhebung durch, an der ich gemeinerweise nicht teilnehmen darf. Tjo, Bergfexing Harry kennt einfach schon viel zu viele Pflanzerl ;) Professor Hartl meinte gestern ja ungläubig: "Wer weiß es? Wos? Nur der Computermensch?"

Bei zaghaftem Sonnenschein wandern wir retour zum Erlacherhaus, wo wir kurz nach 1600 wieder eintrudeln. Als Belohnung für diesen themenreichen Exkursionstag werden wir heute mit frischem Hirschbraten bewirtet. Hier noch mal ein Lob an Küche.

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