<< Angerkogel

| Übersicht |

Steyrsbergerreith >>

23. Oktober 2022

Löckenkogel und In den Karen

(gepostet im Bereich Berg)

HerbstlicherSturzhahn.jpgzoomPicture

RillenkarrenUndRinnenkarren.jpgzoomPicture

Himmelreich2022.jpgzoomPicture

LckenkogelGipfel.jpgzoomPicture

Gipfelrast_1.jpgzoomPicture

SteirerseeGrimming.jpgzoomPicture

KamenitzaTotesGebirge.jpgzoomPicture

Trittkarren.jpgzoomPicture

GoldenerHerbstSteirersee.jpgzoomPicture

ProstSteirersee.jpgzoomPicture

GoldenerHerbstSteirersee2.jpgzoomPicture

TauplitzerWasserfall.jpgzoomPicture

Karst Rock Features, Karren Sculpturing. So lautet der Titel meiner aktuellen Lektüre. Ich mag Bücher, bei denen es mir wie Schuppen von den Augen fällt. Ich habe das Gefühl, jahrzehntelang blind durch die nördlichen Kalkalpen gelaufen zu sein. Also muss ich mir diese Kleinformen im Karst /in situ anschauen. Und ich kenne auch das optimale Platzerl dafür: Das Kar In den Karen zwischen Tragl und Grubstein.

Ich starte um 0800 an der Gnanitzstraße und folge dem südseitigen Weg hinauf zum Steirersee. Dieser Zustieg ist vermutlich auch der kürzeste Weg aufs Plateau. Während sich im Tal noch der Nebel hält, ist der obere Teil des Kars schon in der Sonne, doch hohe Schleierwolken dämpfen die wärmenden Sonnenstrahlen. Der Weg ist wenig steil und schön angelegt. Die 600 Höhenmeter zum Sattel sind rasch absolviert und durch einen herrlich verfärbten Lärchenwald erblicke ich die Südflanke des Sturzhahns. Die immergrünen Latschen liefern dazu einen tollen Kontrast. Der Tiefblick zum herbstlichen Steirersee ist heute auch sehr schön. Vorbei an den Steirerseehütten folge ich dem Weg zum Tragl. Am Wegesrand zeigen sich die ersten Suffusionsdolinen, aber ich interessiere mich heute eher für die Karren jenseits der Baumgrenze. Und die lassen nicht lange auf sich warten, führt der Weg ja direkt über den Dachsteinkalk. Auf Felsblöcken mit steileren Flächen finden sich Rillenkarren, die durch scharfkantige Grate voneinander getrennt sind und nach etwa 50 cm enden und sich an die Ausgleichsfläche anschmiegen. Über Kluft-​ und Rundkarren führt mich der Weg zu einer wenig geneigten großen Schicht aus Dachsteinkalk, die phänomenal vom Wasser zerfressen ist. Firstrillen gehen in Rinnenkarren über und bilden ein komplexes Netz aus Wasserläufen, die dann in tiefen Klüften verschwinden. Dazwischen sind noch kreisrunde /Kamenitzas eingeschaltet, die nach den nächtlichen Regenfällen noch mit Wasser gefüllt sind. Ich wandere weiter bis zum Himmelreich, denn die Wandkarren an den Schichtköpfen sind ja eine ganz besondere Attraktion. Für mich ist das Himmelreich einer der schönsten Plätze im Toten Gebirge.Der Blick von unten in dieses natürliche Amphitheater ist genial. Wie vor zwei Jahren versuche ich zuerst linkerhand aufzusteigen, stoße aber auf die gleichen Probleme wie 2020. Im zweiten Schwierigkeitsgrad finde ich hier nix. Und der Sims über dem Kessel ist mir zu schmal. Dort wäre zwar Gehgelände aber der Schichtkopf ist sehr griffarm. Toni würde jetzt sagen: "Lieber einmal feig als ewig tot". So steige ich die wenigen Meter ab und wandere wie 2020 am rechten Rand problemlos bis zum zweiten Schichtpaket, wo ein altes Seil hängt. Der Weg ist breit und das Seil brauche ich nicht. Es kann sowieso nicht mehr benutzt werden, da sich schon der Mantel auflöst. Der Aufstieg durch das Himmelreich ist Genuss pur. Fast zu schnell bin ich schon wieder am Sattel zwischen Löckenkogel und Kleinem Tragl. Auf fast waagerechten Schichtflächen finde ich ein paar schöne Mäanderkarren. Den Gipfel des Löckenkogels erreiche ich dann in wenigen Minuten. Südlich, etwas unterhalb des Gipfels, markiert ein großer Steinmann das beste Aussichtsplatzerl. Die Tiefblicke zum Steirersee sind herrlich. Im Tal liegt noch der Nebel und dahinter thront der Grimming. Generell ist der Löckenkogel eine gute Aussichtswarten. Hinter dem Sturzhahn lässt sich noch König Dachstein erblicken. Der Gletscher ist vom letzten Wintereinbruch noch schön angezuckert. Und durch das Öderntal sieht man noch ein Stückchen vom Grundlsee.

Es ist kurz vor 1200 und ist noch genug Zeit um ein kleines Gipfelnickerchen einzulegen. Ich finde eine windgeschützte Grube und genieße die Stille. So spät im Herbst gibt es keine lästigen Fliegen mehr. Für den Abstieg nehme ich wieder die Route durchs Himmelreich, um noch genug Zeit für die Erkundung der Karstfläche zu haben. Da der ehemalige Gletscher hier komplette Schichten des Dachsteinkalks freigelegt hat, bildete sich einen eindrucksvollen Schichtreppenlandschaft. Und hier finden sich dann wirklich alle Formen von Karren, die in der Literatur angeführt werden. Besonders die vielen Kamenitzas finde ich toll. Teilweise ist der Überlauf als Mäanderkarre ausgebildet. Auch seltene Trittkarren finden sich hier. Einen Karsttisch kann ich auch entdecken. Er zeigt an, dass seit dem Ende der letzten Eiszeit, hier etwas mehr als 10 Zentimeter Kalk aufgelöst wurde. Bei meinem Streifzug komme ich auch beim Burgunderschacht (1625/20) vorbei. Um 1400 ist dann alles gut dokumentiert und ich habe genügend Material für viele Wikipedia Artikel. Ich wandere zurück zur Trawenghütte, wo ich bestens bewirtet werde. Bei herrlicher Aussicht über den Steirersee schmecken das Murauer und das Steirerkasbrot besonders gut. Lange noch sitze ich im kurzen Leiberl in der Sonne. Der Abstieg zum Ausgangspunkt ist in einer guten Stunde absolviert. Bevor ich jedoch heimfahre, mache ich noch einen Abstecher zum Tauplitzer Wasserfall. Der rund 30 Meter hohe Wasserfall ist sehenswert. Das Wasser läuft dort schleierförmig über eine steil einfallende glatte Schichtfläche ab. Ein tolles Motiv für eine Langzeitbelichtung mit Graufilter.

Fazit: Eine fantastische Herbsttour. Natur pur. Das Tote Gebirge hat für mich immer wieder Faszinierendes zu bieten. Und ich fühle mich ein Kilo gescheiter :)

Kommentar verfassen

Dein Name

Deine Homepage

Dein Kommentar

Anti-SPAM
Bitte mach in die schwarz umrandeten Felder ein Häkchen.


<< Angerkogel

| Übersicht |

Steyrsbergerreith >>